Brutpflege mittels Fischreis

Von der historischen Fischbewirtschaftung zur Verbesserung der biologischen Vielfalt im Vierwaldstättersee. Der Mehrwert von Fischreisern und das Projekt am “Hausriff” des Tauchsport Nidwalden (Ersatz des bestehenden Fischreisers)

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Ein Fischreis hat zum Ziel, durch ein höheres Struktur- und Aufwuchsflächen-Angebot, die biologische Artenvielfalt in Seen zu fördern. Der Ersatz des bestehenden Fischreis beim Gemeindehaus Hergiswil wird durch die Seefischer und die zuständigen Ämter begleitet und hat, durch den Tauchsport Nidwalden zum Ziel, das Projekt der Bevölkerung nahezubringen. Für den Ersatz des Fischreisers waren neben dem ehrenamtlichen Engagement vom Tauchsport Nidwalden und dessen Tauchern auch umfangreiche Genehmigungen der zuständigen Behörden und der Seefischer notwendig.

Diese Brutmöglichkeiten sind so angebracht, dass sie weder für Wassersportler noch für die Schifffahrt ein Hindernis oder eine Gefahr darstellen können.

Historisch gesehen waren Fischreiser “Einrichtungen zur Fischbewirtschaftung”. Das Ziel war mehr Fische zu fangen. Dazu wurden senkrechte Pfähle (aus Nadelhölzern) in den Boden gerammt und mit Obstbaumverschnitt und/oder Kronenabschnitte von Nadelhölzern befüllt, damit die kleinen Fische mehr Rückzugsmöglichkeit hatten und die grossen Fische drumherum schwimmen konnten.

Fischreiser wurden, seit Jahrhunderten, vor allem am Bodensee, gebaut. Leider ging viel Wissen diesbezüglich verloren, da es von Vater an den Sohn weitergegeben wurde, ähnlich dem Schiffbau auch. Aus Aufzeichnungen der vergangenen Jahrhunderte des Bodensees sieht man, wer, wo, welches Fischreis betreiben durfte. Man kann davon ausgehen, dass sich schon die Pfahlbauer überlegt haben, wie man mehr Fische fängt, auch wenn die wahrscheinlich nicht solche Reiser gebaut haben oder bauen konnten.

Für grosse Fischreiser wurden Pfähle, in der Regel aus Nadelhölzern verwendet, da dies ein preiswertes Holz ist. Man erkennt dies bei alten verlassenen Fischreiserpfählen daran, dass die Astansätze Kranzförmig um den Pfahl gewachsen sind.

Nach wie vor gibt es gerade am Bodensee noch moderne Fischreiser, welche aktiv bewirtschaftet werden. Das Ziel ist dasselbe: mehr Fische zu fangen. Bei dem Fischreis, welches der Tauchsport Nidwalden ersetzte, geht es um die Fischvielfalt und Lebendigkeit des Sees in dieser Uferzone. Die Herausforderung war, im vordefinierten Seeabschnitt, den passenden Seegrund zu finden, der beispielsweise andere Seepflanzen nicht beeinträchtigt und es ermöglicht, die Bäume senkrecht in den Seegrund zu rammen, um ein Davontreiben zu verhindern.

Für Sporttaucher vermittelt ein Fischreiser erstmal ein Gefühl von Raum und Struktur. Es ist natürlich auch biologisch interessant, weil die Fische sich da eben sammeln und man an diesem Ort eine viel grössere Vielfalt an Biologie hat.

Wie der Name sagt: Fischreiser – Das deutet darauf hin, dass sich die Fische dort nicht nur wohlfühlen sollen, sondern es auch rege benutzen. Sie sind die Ersten, die ankommen und dort ihren Laich auf dem Geäst ablegen. Die Jungfischschwärme schwimmen rein. Sie können letztendlich zwischen dem Reisig verstecken. Sie sind geschützt vor dem gefressen, werden durch grosse Räuber. Auch die grossen Fische nutzen die Möglichkeit dieser Strukturen, um sich ebenfalls in deren Schatten zu verbergen.

Später kommen die Organismen, welche sich auf dem Reisig, den Stämmen oder den Pfählen wohlfühlen. Dies sind wirbellose Tiere, die drauf kriechen, aber auch wirklich festsetzen: Muscheln, Schnecken, kleine Krebschen, Süsswasserpolypen und vieles mehr.

So entsteht eine relativ sichere Anzahl von Tierarten, die es dort zu beobachten gibt. Durch die Struktur des Fischreis mit Stämmen und dem Reisig zieht dieses auch andere Arten an, die vorher keinen Lebensraum und keine Aufwuchsfläche hatten. Folglich erhöht sich durch den Fischreiser nicht nur die Strukturvielfalt, sondern bildet damit auch die Artenvielfalt aus, welche durch die historische Urbanisierung in der Vergangenheit, durch Unachtsamkeit und Unkenntnis (Uferbewehrungen/Verbau von Uferzonen), verloren gegangen ist.
Es ist also ein Dienst an der Natur für die Natur mit approbaten, einfachen Mitteln:
alten Weihnachtsbäumen.

Baum im Wasser für Fischreiser

Das Monitoring wird durch regelmässige Tauchgänge durch den Tauchsport Nidwalden durchgeführt und unter Wasser in Schrift und Bild dokumentiert.


Stand Mitte Februar 2023

Viel hat sich seit Ende Dezember nicht getan, gewisse Bäume verlieren Nadeln, andere setzen einen weissen Bio-Film an. Für die Fische ist es mit etwa 6°C Wassertemperatur noch zu kalt, um den oberen Bereich des Sees zu besiedeln. Hechte findet man zur Zeit etwa auf 30m Tiefe.


Breaking News: Stand Ende April 2023

Die ersten Gäste haben das Fischhotel Gemeindehaus bezogen!


Saisonbeginn im Mai 2023 – es wird lebendig

die ersten Fische kehren aus der Tiefe zurück und schmücken fleissig!


Die Geschichte vom Weihnachtsbaum am Hausriff des Tauchsport Nidwalden